Via Belgica
Hier am Fuße des Carl-Alexander-Parks blickt man heute auf eine ausgedehnte agrarische Landschaft. In römischer Zeit hingegen, als es die Halde noch nicht gab, durchquerte die Via Belgica in West-Ost-Richtung auf einer Länge von 850 Metern eine ausgedehnte Siedlung. Sie wurde bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. gegründet und deckte eine Fläche von ca. 17 Hektar ab. Ihr römischer Name ist nicht bekannt.
Die Ansiedlung bestand aus Gruppen von Fachwerkbauten, die sich auf beiden Seiten der römischen Fernstraße verteilten und – in Abweichung zu anderen vici – nicht direkt an die Straße angrenzten. Bemerkenswert ist, dass die Via Belgica die Siedlung mit einer Breite von 25 Metern durchlief und nicht wie üblicherweise innerhalb einer Siedlung schmaler wurde.
Den zahlreichen Funden von Schlacken- und Buntmetallresten nach zu urteilen, waren die Bewohner des vicus vorwiegend metallverarbeitende Handwerker. Weitere Haupterwerbsquellen waren wohl der Handel und die Versorgung der Reisenden. Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde die Siedlung aufgegeben und geriet dann in Vergessenheit.
Wie dicht die römische Besiedlung in diesem Raum war, haben die mehrjährigen flächenhaften Untersuchungen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland gezeigt. Die Lage nahegelegener römischer Siedlungsstellen zeigen Fundverteilungen auf den Ackerflächen. So finden sich westlich Gut Blaustein sowie im Verlauf der Via Belgica in Richtung Boscheln Spuren weiterer römischer Gebäude, die wohl in enger funktionaler Verbindung zur Römerstraße gestanden haben. Hingegen ist eine etwa einen halben Kilometer nördlich der Via Belgica entfernt gelegene römische Fundkonzentration als römisches Landgut (villa rustica) zu deuten.